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Schwäbisch Gmünd ABG (Aufbaugymnasium)
Aufbaugymnasium Schwäbisch Gmünd
Kurs 1955 bis 1961
  Allgemeine Informationen zum ABG  
im Kurszeitraum 1955 bis 1961
Eule (für ABG)

Das Staatliche Aufbaugymnasium (ABG) mit Heim, Schwäbisch Gmünd, Franziskanergasse 3, war eine Internatsschule des Landes Baden-Württemberg für Mädchen und Jungen beliebiger Religion, die mindestens 7 der 8 Volksschuljahre erfolgreich abgeschlossen und die Aufnahmeprüfung zum ABG bestanden hatten.
 


 
Ziel des ABGs war es vor allem, begabten Schülern aus ländlichen und schulisch unterversorgten Gegenden den Weg zur damaligen Lehrerbildungsanstalt und späteren Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd zu ermöglichen.
Hierzu förderte das Land Baden-Württemberg bedürftige und begabte ABG-Schüler mit Stipendien.
 
 
Der Schultyp des ABGs war während unseres Kurses zeitweise ein naturwissenschaftliches Gymnasium mit musischem Zug, zeitweise ein neusprachliches Gymnasium mit musischem Zug.

Ein Kurszeitraum dauerte (ab unserem ABG-Kurs) 6 Schuljahre und schloß mit dem Zentralabitur ab.
 


 
Die vorliegenden ABG-Seiten zeigen jeweils zwei Wappen:
  • ganz oben links ein Einhorn als Wappentier von Schwäbisch Gmünd
    (aus der Homepage der Friedensschule Schwäbisch Gmünd, mit freundlicher Erlaubnis des Webmasters durch EMail vom 10. Sept. 2001; Farben von mir nachträglich leicht verändert;
    die Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd sah sich nicht in der Lage, mir ein Einhorn-Wappen zu überlassen);
  • ganz oben rechts eine Eule als Wappen des ABGs.

Diese "moderne" Eule ganz oben rechts war erst ab 1961 in Gebrauch (z.B. auf den Urkunden von Belobungen oder Preisen). Zuvor wurde folgende Eule auf derartigen Dokumenten verwendet:
 

ABG (Aufbaugymnasium; alt)

 
 
Für den Kurs 1955 bis 1961 hatten sich zur Aufnahmeprüfung (lt. Hermine) über 350 Bewerber(innen) angemeldet, von welchen (lt. Otto) 240 zur Aufnahmeprüfung zugelassen wurden.

Kurz nach dem 29.03.1955 bekamen die Eltern der aufgenommenen Schülerinnen und Schüler einen Brief in einem blauen Umschlag. Es war eine "Portopflichtige Dienstsache", d.h. nur die Berliner-Notopfer-Marke über 2 Pfennig war aufgeklebt, aber die 20 Pfennig Porto mußten die Empfänger selbst nachentrichten.
Das hektographierte Aufnahmeschreiben mit Datum vom 29.3.1955 enthielt alles, was die neuen ABG-ler für die Aufnahme beachten mußten.

Bei den Zahlen zu den im Jahre 1955 in die erste ABG-Klasse Aufgenommenen gehen die einzelnen Erinnerungen leider ein wenig auseinander.

Von denen, welche die Aufnahmeprüfung bestanden hatten, tauchte eines der Mädchen bereits am ersten Schultag gar nicht auf, und einer der Jungen (Siegurd Theiß) wollte nach der ersten Heimfahrt zu den Eltern nicht mehr ans ABG zurück. Vielleicht rückten daraufhin andere Schüler(innen) als Ersatz nach, und schließlich waren wir in der ersten ABG-Klasse 36 Kinder (17 Mädchen und 19 Jungen).

Nur 3 der Schüler(innen) waren "Externe":
Elfriede R. und Elisabeth wohnten bei ihren Eltern in Bettringen, Klaus-Dietmar bei seinen Eltern in Schwäbisch Gmünd.

Zunächst erhielten die "Neuen" am 12.05.1955 ihren ersten ABG-Schülerausweis.

Gleich nach Schulbeginn erfolgte außerdem der erste Härtetest:   Heimfahrtsperre!
Zur schnelleren Entwöhnung von Mutters Rockzipfel durften die neuen Heimschüler nämlich während der ersten 3 Wochen nicht nach Hause zu ihrer Familie fahren. (Nur die Mädchen, die offenbar herzzerbrechend weinten, bekamen eine Ausnahmegenehmigung.)
Dieser Härtetest führte allerdings dazu, daß (wie oben bereits erwähnt) einer der Schüler nach diesen 3 Wochen von seiner ersten Heimfahrt nicht mehr aus Rechberghausen ans ABG zurückkehrte.

Im Laufe der sechs Schuljahre verließen einige Schüler(innen) die Klassengemeinschaft, andere kamen neu hinzu. Nur die Hälfte von uns 36 ursprünglichen Schüler(inne)n blieb von der ersten bis zur sechsten ABG-Klasse zusammen, nämlich 8 Mädchen und 10 Jungen, die 1961 mit dem Zentralabitur (siehe ein Reifezeugnis vom 07.03.1961) abschlossen. Diese 18 sind:
Alfred, Anna, Edeltraud, Edgar, Elfriede R., Else, Erika, Ewald, Gerhard, Hermine, Horst, Ingo, Klaus, Magda, Maria, Otto, Walter, Werner Sch. .
Von diesen 18 wurden 8 Mädchen und 8 Jungen Pädagogen.
 


 
Die Schul-, Verwaltungs- und Wirtschaftsräume des ABGs lagen in der Franziskanergasse 3, in drei Seiten des annähernd vierseitigen ehemaligen Franziskanerklosters mit seinem durch wilden Wein bewachsenen Innenhof. (Die vierte Seite ist die Franziskanerkirche.)

Die Jungen wohnten ebenfalls in der Franziskanergasse 3, wo sie vor allem vom Heimleiter (Herr Lehrer Ernst Müller) betreut wurden. Auch andere unserer Lehrer übernahmen öfters die Heimaufsicht; dadurch ergab sich z.T. ein recht familiäres Verhältnis zwischen uns Schülern und den Lehrern.

Die Mädchen hingegen waren im Kloster St. Loreto, in der Straße Wildeck Nr. 4 untergebracht, bei (wie der Orden heute heißt) der Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul e.V., Untermarchtal. Das Kloster war etwa 5 Minuten Fußweg von der Schule entfernt, und die Mädchen wurden dort von den Lehrerinnen Fräulein Dr. Emma Lanz und Fräulein (??Sophie oder) Sofie Harms betreut.
Von den Freuden und (vor allem) den Leiden "unserer Mädchen" vor allem in St. Loreto zeugt ihr gemeinsames anonymes Tagebuch, das man von der Startseite aus durch Mausklick erreichen kann.
 


 
Die Wirtschafterin des ABGs, Fräulein Ruth Holzapfel *), mußte mit geringen finanziellen Mitteln viele hungrige Mägen und manchmal auch "schleckige Mäuler" besänftigen, was sicher selbst für eine echte Schwäbin nicht immer leicht war.

Das ABG besaß nach Erzählungen älterer Schüler einige Feldgrundstücke, von welchen u.a. der Rabarber stammte, aus dem unser häufig genossenes Rabarberkompott sowie unsere Rabarbermarmelade hergestellt wurden.
Und das Material aus den offenbar bei den Schülern wenig beliebten Brotanschnitten wurde gemahlen und zusammen mit Brotteig wieder zu Brötchen gebacken.

Was Wunder, daß wir Jungen es doppelt genossen, wenn eine oft anonyme Spenderin aus unserer lieben Mädchenschar auf ihre eigene mittägliche Viertelliter-Milchflasche verzichtete und diese von den Mädchentischen aus mittels vieler weiterreichender Hände quer durch den ganzen Speisesaal zu einem glücklichen Auserwählten auf die Reise schickte.
 


 
Das ABG-Jahr war von einigen besonderen Ereignissen geprägt.

Ganz wichtig für die ABG-Klassengemeinschaft waren die Klassenabende, die stets zu recht fröhlichen Erlebnissen wurden. Nicht zuletzt, weil in der Regel, und zumindest für die Dauer des Klassenabends, jeweils ein Mädchen und ein Junge ein Paar bildeten. Die Paarbildung wurde durch Auslosen oder in Spielen geregelt.

Große Vorbereitungen gingen auch dem mehrtägigen Jahresausflug voraus, der zum großen Teil aus Wanderungen bestand. Vor allem unter der "Klassenlehrerschaft" von Herrn Kling lernten wir schon Wochen vorher neue Lieder, die wir dann auf dem Ausflug sangen, wegen des schönen Klangs in Kirchen oder zum Verscheuchen der Wandermüdigkeit. Übernachtet wurde in Jugendherbergen oder sogar in Scheunen auf Bauernhöfen, und wenn das Heu oder Stroh einen nicht schlafen ließ, stieg man um Mitternacht zusammen z.B. auf den Jusi.

In der Vorweihnachtszeit freuten sich alle schon auf das Wichteln. Jeder bekam als Wichtel einen zu beschenkenden Klassenkameraden (meist vom andern Geschlecht) zugeteilt, ohne daß der Beschenkte wußte, wer sein Wichtel war.
In die gleiche Zeit fiel das Verbrennen der Adventskränze auf der Straßdorfer Höhe, und unmittelbar vor dem Beginn der Weihnachtsferien mußte die in der Aula versammelte Schülerschaft sich das Weihnachtsoratorium (oder ein anderes entsprechendes großes Musikwerk) zu Gemüte führen lassen.
 


 
Aber es bot jedes Jahr nicht nur die obigen wiederkehrenden Ereignisse:   einige Schuljahre wiesen traditionell spezielle Höhepunkte auf.

In der vierten Klasse organisierte die Klassengemeinschaft üblicherweise einen privaten Tanzkurs, der in der Schul-Aula stattfand. Daß dabei sogar ein eingefleischter Nichttänzer wie unser damaliger Klassenlehrer Herr Kling mitmachte, zeigt den besonderen Geist des ABGs.
Unser Abschlußball fand im Juli 1959 im Saal des Stadtgartens statt (siehe Foto).

In der fünften Klasse ging es ins Landschulheim oder (wie wir) ins Skilager, in unserem Fall auf eine ganz von uns gemietete Skihütte im Kleinen Walsertal, unter Begleitung von Herrn Dr. Steck, Herrn Botsch und einer ABG-"Küchenfee".
 


 
Dank dem ABG ist aus uns allen hoffentlich "scho ebbas Rechts" geworden, mit unverwüstlichen Mägen und durchtrainierten Muskeln, mit Erfahrung und Ausdauer beim (strafweisen) Abtrocknen in der Spülküche, mit Kenntnis von mindestens Blockflöte und einem "Voll"-Instrument, mit jahrelanger Chor- und/oder Orchesterpraxis (wahlweise: Latein-AG), mit mindestens Englisch und Französisch, mit hoher Wandertauglichkeit, umfangreichem Liedgut und mehr oder minder heimlicher Liebe zum Guten, Wahren und Schönen.
 
Fußnote:
 *)   *17.12.1907; +2000 in Waldesruh(?) bei Passau [evtl.: Landhaus
      Waldesruh, Vogelkammweg 6, 94518 Spiegelau-Oberkreuzberg]
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[ABG abg 20020111]